Widmann

Widmann
Widmann,
 
1) Hans Jakob, Bibliothekar und Buchwissenschaftler, * Bad Urach 28. 3. 1908, ✝ Mainz 19. 12. 1975; war 1938-68 an der Universitätsbibliothek Tübingen tätig, ab 1968 Professor für Buch-, Schrift- und Druckwesen in Mainz; verfasste zahlreiche Werke zum Buch- und Bibliothekswesen, zur klassischen Altertumswissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und Landeskunde.
 
Werke: Beitrr. zur Syntax Epikurs (1935); Geschichte des Buchhandels vom Altertum bis zur Gegenwart (1952); Schwäbische Alb (1957); Tübingen als Verlagsstadt (1971).
 
Herausgeber: Der deutsche Buchhandel in Urkunden und Quellen, 2 Bände (1965); Der gegenwärtige Stand der Gutenberg-Forschung (1977).
 
 2) Johannes, auch J. Weidemann, Widemann, Rechenmeister, * Eger etwa 1462, ✝ Leipzig nach 1498; 1485 Magister Artium an der Universität Leipzig, wo er Vorlesungen zur Algebra hielt. Er befasste sich mit den von den Cossisten behandelten Themen, besonders mit Brüchen, Polynomen, irrationalen Zahlen und mehr als 20 verschiedene Gleichungstypen, darunter linearen, quadratischen und einfachen Gleichungen 3. und 4. Grades. Dabei benutzte er Plus-, Minus- und Wurzelzeichen und führte diese auch erstmals im Druck in seinem 1489 herausgegebenen Rechenbuch »Behend vnd hüpsch Rechnung auff allen Kauffmanschafften« ein, das im Niveau die bis dahin vorliegenden Rechenbücher übertraf und erst nach Jahrzehnten durch die Bücher von A. Ries u. a. abgelöst wurde.
 
 3) Joseph Viktor, schweizerischer Schriftsteller, * Nennowitz (bei Brünn) 20. 2. 1842, ✝ Bern 6. 11. 1911. Widmann, dessen Eltern österreichischer Herkunft waren, wuchs ab 1845 im schweizerischen Liestal auf. Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Philologie war er ab 1868 Schuldirektor in Bern. Als Leiter des Feuilletons und des Sonntagsblattes ab 1880 bei der Berner Tageszeitung »Der Bund« wurde Widmann zum führenden schweizerischen Literaturkritiker und Förderer junger Autoren (z. B. R. Walser und C. Spitteler). Sein eigenes, von A. Schopenhauer beeinflusstes dichterisches Werk (Lyrik, Dramen und Epen) trägt epigonale Züge. Daneben entstanden Reiseschilderungen von bleibendem Wert (»Sizilien und andere Gegenden Italiens«, 1898).
 
Ausgaben: Ausgewählte Feuilletons, herausgegeben von M. Widmann (1913); Liebesbriefe des jungen J. V. Widmann, herausgegeben von demselben (1921); Gottfried Keller und J. V. Widmann: Briefwechsel, herausgegeben von demselben (1922); J. V. Widmann, Henriette Feuerbach und Ricarda Huch: Briefwechsel (1965); »Verehrte Leser, sagen Sie nicht: Nein!«, bearbeitet von Elisabeth Müller u. a. (1986); »Ein Journalist aus Temperament!« Ausgewählte Feuilletons, herausgegeben von E. Pulver u. a. (1992).
 
 
E. u. M. Widmann: J. V. W., 2 Bde. (Frauenfeld 1922-24);
 M. Waser: J. V. W. (ebd. 1927);
 C. Spitteler: Das Haus W., in: C. Spitteler: Ges. Werke, hg. v. G. Bohnenblust u. a., Bd. 6 (1947);
 Ursula Müller: J. V. W. als Feuilletonist u. Feuilletonredakteur (Bern 1954);
 J. Fränkel: J. V. W. (St. Gallen 1960).

Universal-Lexikon. 2012.

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